Montag, 3. Juli 2017

2. Etappe: Landeck - Ischgl

Beim Blick aus dem Fenster in der Früh war es ein Déjà-vu. Wie gestern, hat es auch heute in der Früh geregnet als ich zum Frühstück gegangen bin.
Ich gehe immer so früh wie möglich zum Frühstück, weil es dann immer schön ruhig ist. Heute leider nicht denn es war schon eine komplette Gruppe deutscher Pensionisten im Raum. Eine unglaubliche Geräuschkulisse, weil sie alle gegenseitig alles Mögliche erzählen wollten.

Ich bin dann – wie gestern – um kurz vor 9 gestartet und – wie gestern – hatte der Regen aufgehört.
Von Landeck ging es nach ein paar Metern auf der Straße gleich in den Wald hinein und entsetzlich steil bergauf. Es wurde irgendwann so steil, dass ich mein Rad immer ein Stück hinauf heben musste, nachgeklettert bin und dann wieder das Rad,…



Als ich aus dem Wald hinauskam, stand ich in einer Wohngegend. Das Stück war mEn ziemlich sinnlos weil man teileweise nicht einmal fahren konnte. Da hätte ich besser die Straße nehmen sollen. Auf dem Foto sieht man wie schnell ich Höhenmeter gesammelt habe (das war nach etwas über 1km Strecke)



Auf den ersten Kilometern nieselte es noch ganz leicht und es ging immer wieder recht steil bergauf, um danach wieder ein wenig bergab zu fahren. Der erste Teil zog sich etwas und so richtig habe ich nicht nachvollziehen können warum ich nicht gleich die Straße genommen habe. Alle paar Kilometer kam ich wieder zu Straße, bin dafür aber einige Höhenmeter hinauf und wieder runtergefahren.



Danach wurde es etwas sinnvoller weil ich nicht mehr parallel zur Straßen auf und ab fuhr, sondern nun zwar auch nicht auf der Straße aber immerhin auf dem Schotterweg daneben. So konnte ich immerhin meine bisher sehr geringe Durchschnittsgeschwindigkeit etwas erhöhen. Wenngleich wegen leichtem Anstieg und recht kräftigem Gegenwind mehr als rd. 20 km/h auch nicht herauskamen.



Danach ging die Tour eigentlich erst richtig als Mountainbike Tour los. Gestern war es ja bis auf ein ganz kurzes Stück noch keine richtige Mountainbike Tour. Das Wetter passte mittlerweile auch, so dass ich erstmals kurzärmlig fahren konnte. Die Sonne schaute immer häufiger zwischen den Wolken hervor und mit zunehmendem Sonnenschein stiegen die Temperaturen immer weiter auf rd. 20 Grad. So hatte ich mir das vorgestellt – bei Sonnenschein um Seen herum, an Kühen vorbei immer weiter hinauf. Wobei ich speziell bei dieser Kuh nicht sicher war, ob sie mich überhaupt gesehen hat – auch wenn ihr Kopf in meine Richtung schaut.




Spätestens bei diesem Ausblick wird klar warum ich das mache. Es ist einfach einmalig wenn man über eine Kuppe kommt und dann diesen Anblick hat.



Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt (langärmliges Trikot ausziehen nicht mitgerechnet) keine Pause gemacht, war aber bereits über 3 Stunden unterwegs. Und auch jetzt habe ich nur kurz ein Powerbar Gel gegessen, um mich auf den langen Anstieg vor zu bereiten.

Im Gegensatz zum Beginn der Tour ging es zwar stetig bergauf aber nicht so extrem steil. Und auch wenn es wirklich lang bergauf ging und recht ähnlich ausgeschaut hat über eine Zeit lang. Die Zeit verging extrem schnell.



Hier gab es wenn man genau hingesehen hat ganz putzige Tiere zu sehen. Sind das vielleicht Murmeltiere? Von denen waren zwischen den Steinen jedenfalls einige unterwegs.



Lange Zeit war es ein sehr gut befahrbarer Schotterweg. Teils gröberer Schotter, der auf den steileren Stücken etwas tricky war aber eigentlich gut befahrbar. Später wurde der Weg dann immer schmaler.



Um dann irgendwann sehr verblockt zu werden. Hier konnte man nur mehr bedingt fahren. Auf Fotos sieht man ja leider nie wie steil es ist. Zusammen mit den großen Steinen (ich hatte etwas Angst mir mein Schaltwerk an einem Felsen zu ruinieren und dann nicht mehr schalten zu können) musste ich dann immer mehr schieben.

Weil es mir an dieser Stelle einfällt. Heute waren schon deutlich weniger Radler unterwegs – dafür umso mehr Wanderer. Mehr als 10 Minuten ist man hier kaum alleine. Warum komme ich jetzt darauf. Schon bei dem See überholte ich eine Gruppe von 4 Mountainbikern, die jetzt – weil ich für die Fotos stehen bleiben musste weil der Weg zu uneben war) wieder von hinten aufschlossen, wegen einer Pause dann aber wieder zurückfielen. Ich sah sie immer aus der Ferne und sie schoben/trugen schon deutlich mehr. Ich hatte immer den Ehrgeiz möglichst viel zu fahren, was irgendwann aber sehr anstrengend wird – muss man doch immer wieder kurz und schnell hineintreten, um einen Felsen zu überwinden oder schnell durch das Wasserloch zu kommen.




Das gefährliche ist, dass man nicht abschätzen kann wie tief die Wasserlöcher sind. Manche sind im Untergrund fest und flach, andere sehr schlammig und man versinkt mit dem Rad darin. Ich konnte gerade noch abspringen, um nicht auch noch mit den Füßen darin zu stehen.



Nach der Brück wurde es dann unfahrbar.



Es schaut auf den Bilder nicht steil aus – war es aber.



Es wurde so steil, dass ich das Rad nicht mehr schieben konnte, sondern tragen musste. Da war es besonders hilfreich, dass es durch das Schlammloch gerade besonders nass und schmutzig war. Man merkte jetzt auch recht deutlich die dünnere Luft. Ich war bereits auf über 2000m Seehöhe als ich in der Ferne die Hütte, die gleichzeitig die höchste Stelle markierte, erblickte.

Mittlerweile war es deutlich nach 14 Uhr. Das Schiebe-/Tragestück hat doch ordentlich Zeit gekostet und war auch anstrengender als die Fahrt bisher.
An dieser Stelle noch einmal etwas zu den Schuhen. Auf Felsen sind die Cross Country Schuhe wahrscheinlich nicht ganz optimal. Ich hatte aber zu keiner Zeit das Gefühl unsicher zu stehen. Mal sehen wie es morgen wird wenn ich auf 2600 Meter hinauf muss und sicher wieder ein längeres Stück gehen muss.

Die Hütte lag auf über 2300 Metern Höhe und hier war es dann auch deutlich frischer. Das Hüttenthermometer zeigte unter 10 Grad!



Eigentlich lade ich die Bilder vom Essen nicht hoch. Dieses aber schon denn es hat so sensationell geschmeckt. Nennt sich gemischter Strudel und war im Prinzip ein ziemlich großer Apfelstrudel, der aber nicht nur mit Äpfeln, sondern zusätzlich mit Rhabarber und Marillen gefüllt war.



Als ich fertig war, kam die 4-köpfige Gruppe von vorhin auch an. Die haben sich wohl noch etwas mehr geplagt als ich. Wie man auf dem einen Bild sieht, war ich nicht der Einzige mit dem Rad.



Die Abfahrt war dann fast etwas enttäuschend. Von der anderen Seite kommend habe ich mich diesen kleinen und steilen Wanderweg hinaufgearbeitet. Auf der anderen Seite war es ein gut ausgebauter Schotterweg, teilweise sogar mit Asphalt.



Wenn es ein kleiner fieser Trail gewesen wäre, hätte ich mich wahrscheinlich auf beschwert weil mir dann meine (eher filigranen Bürofinger) weh getan hätten. Am Weg nach Garmisch hatte ich extra noch beim Outlet von Chiba angehalten und mir diese sensationellen Handschuhe gekauft.




Also einfach nur den gut ausgebauten Weg hinunter.

Danach noch vorbei an einem krass türkisenen Stausee.



Und dann eine ziemlich steile Straße (dort ist mein heutiger Topspeed entstanden) hinunter nach Galtür.

Ich glaube ich bin genau von dort gekommen, von wo damals auch die verheerende Lawine gekommen ist, die Galtür verschüttet hat. Zumindest gibt es hier jetzt einen riesigen, felsverstärkten Erdwall vor den Hotels.




Danach kam nicht mehr viel – es ging bergab und mit Rückenwind ziemlich rasch nach Ischgl. Mein Hotel in Ischgl ist ein Highlight. Nicht nur weil ich ein recht großes Zimmer bekommen habe sondern vor allem weil man über Nacht kostenlos die Wäsche wäscht. Da ich nicht genug Radbekleidung für 7 Tage habe, hätte ich sonst wieder von Hand waschen müssen, was ich so hasse.

Alles in allem ein toller Tag und vor allem habe ich unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter. Die Dame an der Rezeption erzählte mir, dass gestern eine geführte Gruppe bei ihnen war (hatte noch überlegt bei diesem Anbieter zu buchen aber es gab keine freien Plätze mehr), die völlig durchnässt angekommen ist weil es in Ischgl den ganzen Tag geregnet hat. Nur 25 km weiter nördlich in Landeck war es gestern ja eigentlich ganz ok.

Die nächsten Tage soll das Wetter stabil bleiben. Top.

Der Rest der Bilder findet sich wie immer in der Galerie.


Hier die Tour von heute:

Etappenlänge: 74,1 km
Höhenmetern aufwärts: 2.090 m
Höhenmetern abwärts: 1.510 m
Höchster Punkt: 2.360 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 11,8 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 69,8 km/h
Fahrzeit: 6:17
Trittfrequenz durchschnittlich: 50 upm (hatte gestern ja daran gezweifelt aber das kommt schon hin. Bergauf fahre ich wenn es sehr steil bzw. rutschig ist nur sehr geringe Umdrehungen)

Kilometer gesamt: 151 km
Höhenmeter gesamt: 3.200 m






Morgen geht es in die Schweiz. Mein Etappenziel heißt Tschierv (im Müstertal). Ich hatte zuvor noch nie davon gehört. Morgen wird zugleich die Etappe mit den meisten Höhenmetern (knapp 2.600 m aufwärts). Außerdem werde ich einen der höchsten Punkte erreichen. 2600m! Laut meiner Planung sollte auf der 6. Etappe ein Punkt noch einmal 20 m höher sein. Mit 69,7km wird die morgige Etappe etwas kürzer sein als bisher. Besonders fies ist jedoch, dass es bis fast zum Ende der Etappe bergauf geht. Im Gegensatz zu heute wird es nicht ein Anstieg sein, sondern 2x länger bergauf gehen.





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