Vorweg: Das Internet ist recht langsam – daher fehlen zum Schluss wenige Bilder – liefere ich dann hoffentlich am Abend nach.
Als ich gestern die Vorschau für heute geschrieben habe,
habe ich – ohne es zu schreiben – gedacht, dass es eine eher leichte Etappe
werden würde. Ok – 2000 Höhenmeter aber dafür viel Straße und nur 50 Kilometer.
Da muss ich an dieser Stelle sagen, dass ich mich verschätzt habe. Ich sage
nicht „unterschätzt“ weil es dann doch ganz gut machbar war, aber es war mEn die
wohl bisher anstrengendste Etappe.
Vom Hotel weg ging es erste eine Zeit am Fluss entlang,
dann auf einer größeren Straße entlang und nur sehr moderat bergauf. Als der
mein Weg dann nach rechts auf eine kleinere Straße einbog ging der eigentliche
Anstieg los. Wenn man ansieht wie abgestuft die Gartenmauer gebaut ist, kann
man erahnen, dass es steil wurde.
Und es blieb auch so steil. Und das nicht nur ein paar Minuten,
sondern über Stunden. Dank des schönen Sonnenscheins und der immer höherstehenden
Sonne wurde es richtig heiß. Mit zeitweise nur 4 km/h (was auf Straße schon
wirklich wenig ist) kurbelte ich immer weiter bergauf.
Man sieht hier schon wie sich die Straße den Berg hinauf
windet.
Nach einer ganzen Weile mit sehr schönen Ausblicken über
die umliegenden Berge und das Tal, aus dem ich gekommen war, kam es wie immer –
aus Asphalt wurde Schotter.
Und das leider mit einer ähnlichen Steigung wie zuvor auf
Asphalt.
Aber damit nicht genug. Wohl um den Waldboden zu
befestigen hatte man große Steinplatten verlegt. Das fährt sich mit einem
Geländewagen wohl ganz gut, ich hoppelte mehr von Stein zu Stein. Nachdem mein
Po bisher nicht übermäßig weh getan hat – jetzt tat er es. Ich habe davon keine
Fotos gemacht, weil ich froh war überhaupt fahren zu können. Wenn man an
steiler Stelle einmal angehalten hat und der Untergrund uneben ist, ist es
nicht so ganz leicht ins Pedal zu kommen. Und während der Fahrt zu
fotografieren war bei der Piste unmöglich.
An dieser Stelle eine kurze Erklärung zu den Fotos. Auf
den Fotos sind tendenziell eher gute Wege und flache Stücke zu sehen. Liegt
einfach daran, dass ich nicht andauern anhalten will und daher die meisten
Fotos (deswegen auch nicht immer ganz perfekt gerade) während ich fahre mache.
Als ich aus dem Wald mit den Steinplatten herauskam,
öffnete sich das Tal etwas. Was an dem Foto aber eigentlich am interessantesten
ist, ist der Schaufelbagger (links). Nicht der Bagger an sich, sondern wie er
an diese Stelle gekommen ist. Den Weg, den ich hinauf gefahren bin konnte er
unmöglich genommen haben. Viel zu eng, die Bäume zu niedrig und man hätte es an
den Steinen gesehen wenn ein Kettenbagger darüber gefahren war.
Diese ließ mich aber hoffen, dass der Weg von nun an
ebener werden würde, denn der Bagger musste dann ja von der anderen Seite
gekommen sein. Und so kam es auch zunächst. Es wurde flacher und der Weg
zeitweise sehr glatt. Nach und nach sah ich immer mehr Baufahrzeuge, einen
kleinen Kran, usw – du musste jetzt gleich eine Straße kommen.
Ein Blick auf meinen Wahoo Elemnt Bolt (dazu schreibe ich
noch separat etwas) zeigte mit, dass ich erst auf rd. 1800 Metern war. Es fehlten
also noch immer über 800 Höhenmeter, ich war zu diesem Zeitpunkt aber schon
über 3,5 Stunden nur bergauf gefahren.
Und plötzlich war die Hoffnung auf eine Straße wieder
dahin. Es wurde wieder steiler und kurviger und vor allem steiniger. Ich habe auch gestern Abend als ich mir das auf der Karte noch einmal angesehen habe nicht erkennen können, dass es eine weitere Straße gibt. Keine Ahnung wie die mit den Fahrzeugen dort hin gekommen sind. Evtl. direkt am Fluss entlang?!
Nun wurde es etwas zäh. Schon deutlich über 1000
Höhenmeter in den Beinen, der Po schmerzend von dem Weg im Wald und die Sonne auf
mich hinunter brennend freute ich mich doch etwas auf bessere Untergründe.
Im Gegensatz zu den Tagen zuvor habe ich heute relativ
häufig angehalten. Einerseits weil es wirklich sehr steil war, teilweise auch
um den schönen Ausblick zu genießen. Und dann noch, um das zu tun, was ich seit
Anfang der Tour vorhabe. In einer kurzen Pause die Füße in einen Gebirgsbach zu
halten. Und genau das tat ich nun hier, nachdem ich schon Stunden neben diesem
Fluss, der immer schmaler wurde, gefahren war. Es tat gut aber das Wasser war so
unglaublich kalt, dass es weh tat.
Der Weg verengte sich von zuvor noch 2 Spuren auf Pfadbreite.
Dieser war allerdings zu meiner Überraschung recht gut fahrbar. Einige Meter
musste ich schieben, weil die Steine für die Steigung einfach zu locker waren,
ansonsten konnte man – wenn auch seeeehr langsam und ständig balancierend –
fahren. Die Reifen fanden auf den, auf Grund offenbar hohen Eisengehalts,
rostbraunen Felsen guten Halt.
Auf dem Wahoo hatte ich schon gesehen, dass es ein kurzes
Stück bergab geht bevor es auf die Passhöhe hinaufgeht. So rumpelte ich einen
ähnlichen Weg, den ich hinauf gefahren war wieder ein Stück hinab und stellte
zu meiner großen Freude fest:
Es war eine Straße, die mich die restlichen 400
Höhenmeter hinaufbringen würden. Jetzt kann man sagen, dass das für eine
Mountainbike-Tour langweilig ist aber mich reichte es für heute mit diesen
steilen und unbefestigten Wegen. Zu diesem Zeitpunkt war ich über 4 Stunden nur
bergauf unterwegs – die Pausen nicht einmal mitgerechnet. Die Straße war recht
stark von Motorradfahrern befahren, jedoch auf dieser Seite breit genug, um
sicher fahren zu können.
Nach 5 Stunden Fahrt bergauf – und damit deutlich länger
als ich erwartet hatte – war der Passo Gavia erreicht. Mein Wahoo sagte 2626 m,
auf den Schildern war es noch etwas mehr.
Auch wenn es immer etwas schade ist die im Gelände
erarbeiteten Höhenmeter auf der Straße wieder zu vernichten, war ich ganz froh
auf einigermaßen glattem Untergrund ins Tal rollen zu können. Hätte ich jetzt
1300 Tiefenmeter auf kleinen Trails fahren müssen, hätte es wahrscheinlich
Stunden gedauert. Ins Tal „rollen“ ist jedoch auch etwas untertrieben. Ich zischte
ins Tal so steil ging es hinab, dass ich Mühe hatte das Rad zu verlangsamen
ohne die Bremsen zu überhitzen.
Und dann kam ein überraschender und eher unangenehmer
Moment in der Form eines Tunnels.
Es schaut nicht nur auf dem Foto zu aus – es war auch in
Wirklichkeit zu dunkel (das Foto ist nach der Durchfahrt aufgenommen). Von oben
kommend dachte ich, dass es nur ein ganz kurzer Tunnel ist, tatsächlich war er
mehrere hundert Meter lang und nach der Einfahrt gebogen und völlig unbeleuchtet.
Mit der Sonnenbrille als Windschutz war es so dunkel, dass ich Mühe hatte
irgendetwas zu erkennen. Lediglich links und rechts angebrachte Reflektoren
wiesen mir die Richtung. Ich bin in den letzten Jahren auf meinen Touren durch
einige Tunnel gefahren – aber ein so dunkler war nie dabei. Nach einer lang
gezogenen Kurve, die der Tunnel machte, wurde es wieder gerade und ich konnte
zumindest in der Fern Licht erkennen und bin einfach auf diese zu gefahren, in
der Hoffnung, dass nichts am Boden liegt oder der Tunnel doch nicht ganz gerade
ist. Anhalten oder sehr langsam fahren wäre auch kein guter Plan gewesen, weil
ich weder wollte, dass mir jemand entgegenkommt, noch dass jemand von hinten
kommt. Ich hätte sogar ein Licht im Rucksack gehabt – es hat nur von oben so
harmlos ausgesehen, dass ich es nicht montiert hatte.
Deswegen an der Stelle die Warnung – es ist echt dunkel –
besser ein Licht mitnehmen/montieren – zumal der Tunnel recht eng ist.
Danach folgte eine wirklich lange Abfahrt auf der Straße.
Eine Zeit lang macht es ja Spaß aber das war schon zu lang. Kilometer schoss
ich ins Tal bis Pezzo. Pezzo wäre – wie ich gestern geschrieben habe – das eigentliche
Etappenziel aber da es keine Unterkünfte mehr gab, hatte ich in Ponte di Legno
gebucht. Also ging es noch ein paar zusätzliche Meter hinab, die morgen früh
wieder hinauffahren kann. Da ich den Weg, den ich eigentlich hinunter fahren
sollte einfach nicht finden konnte, ging es alternativ einen steilen Pfad hinab
bis zu meiner Unterkunft.
Der Rest der Bilder findet sich wie immer in der Galerie.
Hier die Tour von heute:
Etappenlänge: 52,9 km
Höhenmeter aufwärts: 2.280 m
Höhenmeter abwärts: 1.680 m
Höchster Punkt: 2.670 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 9,5 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 65,1 km/h
Fahrzeit: 5:35
Trittfrequenz durchschnittlich: 48 upm
Kilometer gesamt: 355 km
Höhenmeter gesamt: 9.990 m
Fahrzeit gesamt: 30:00
Morgen folgt dann bereits die vorletzte Etappe nach
Madonna di Campiglio. Mit 2.430 Höhenmetern bergauf bei einer Streckenlänge von
67 km noch einmal eine sehr anspruchsvolle Etappe. Ich werde dabei von hier weg
(rd. 1300 m hoch gelegen) wieder auf 2.600 Meter hinauffahren. Verglichen mit
heute sind die 1.300 Höhenmeter am Stück ja fast schon einfach – allerdings auf
nur ca. 15 km verteilt, was durchschnittlich fast 10% Steigung bedeutet. Der
Straßenanteil wird wieder geringer sein und der 2. Anstieg erst recht gegen
Ende (nach 50 km) – also alles in allem noch einmal wirklich Arbeit bevor es
auf die letztes Etappe geht.
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