Donnerstag, 6. Juli 2017

5. Etappe: Grosio - Ponte di Legno

Vorweg: Das Internet ist recht langsam – daher fehlen zum Schluss wenige Bilder – liefere ich dann hoffentlich am Abend nach.

Als ich gestern die Vorschau für heute geschrieben habe, habe ich – ohne es zu schreiben – gedacht, dass es eine eher leichte Etappe werden würde. Ok – 2000 Höhenmeter aber dafür viel Straße und nur 50 Kilometer. Da muss ich an dieser Stelle sagen, dass ich mich verschätzt habe. Ich sage nicht „unterschätzt“ weil es dann doch ganz gut machbar war, aber es war mEn die wohl bisher anstrengendste Etappe.

Vom Hotel weg ging es erste eine Zeit am Fluss entlang, dann auf einer größeren Straße entlang und nur sehr moderat bergauf. Als der mein Weg dann nach rechts auf eine kleinere Straße einbog ging der eigentliche Anstieg los. Wenn man ansieht wie abgestuft die Gartenmauer gebaut ist, kann man erahnen, dass es steil wurde.


Und es blieb auch so steil. Und das nicht nur ein paar Minuten, sondern über Stunden. Dank des schönen Sonnenscheins und der immer höherstehenden Sonne wurde es richtig heiß. Mit zeitweise nur 4 km/h (was auf Straße schon wirklich wenig ist) kurbelte ich immer weiter bergauf.
Man sieht hier schon wie sich die Straße den Berg hinauf windet.



Nach einer ganzen Weile mit sehr schönen Ausblicken über die umliegenden Berge und das Tal, aus dem ich gekommen war, kam es wie immer – aus Asphalt wurde Schotter.
Und das leider mit einer ähnlichen Steigung wie zuvor auf Asphalt.





Aber damit nicht genug. Wohl um den Waldboden zu befestigen hatte man große Steinplatten verlegt. Das fährt sich mit einem Geländewagen wohl ganz gut, ich hoppelte mehr von Stein zu Stein. Nachdem mein Po bisher nicht übermäßig weh getan hat – jetzt tat er es. Ich habe davon keine Fotos gemacht, weil ich froh war überhaupt fahren zu können. Wenn man an steiler Stelle einmal angehalten hat und der Untergrund uneben ist, ist es nicht so ganz leicht ins Pedal zu kommen. Und während der Fahrt zu fotografieren war bei der Piste unmöglich.

An dieser Stelle eine kurze Erklärung zu den Fotos. Auf den Fotos sind tendenziell eher gute Wege und flache Stücke zu sehen. Liegt einfach daran, dass ich nicht andauern anhalten will und daher die meisten Fotos (deswegen auch nicht immer ganz perfekt gerade) während ich fahre mache.

Als ich aus dem Wald mit den Steinplatten herauskam, öffnete sich das Tal etwas. Was an dem Foto aber eigentlich am interessantesten ist, ist der Schaufelbagger (links). Nicht der Bagger an sich, sondern wie er an diese Stelle gekommen ist. Den Weg, den ich hinauf gefahren bin konnte er unmöglich genommen haben. Viel zu eng, die Bäume zu niedrig und man hätte es an den Steinen gesehen wenn ein Kettenbagger darüber gefahren war.


Diese ließ mich aber hoffen, dass der Weg von nun an ebener werden würde, denn der Bagger musste dann ja von der anderen Seite gekommen sein. Und so kam es auch zunächst. Es wurde flacher und der Weg zeitweise sehr glatt. Nach und nach sah ich immer mehr Baufahrzeuge, einen kleinen Kran, usw – du musste jetzt gleich eine Straße kommen.

Ein Blick auf meinen Wahoo Elemnt Bolt (dazu schreibe ich noch separat etwas) zeigte mit, dass ich erst auf rd. 1800 Metern war. Es fehlten also noch immer über 800 Höhenmeter, ich war zu diesem Zeitpunkt aber schon über 3,5 Stunden nur bergauf gefahren.
  
Und plötzlich war die Hoffnung auf eine Straße wieder dahin. Es wurde wieder steiler und kurviger und vor allem steiniger. Ich habe auch gestern Abend als ich mir das auf der Karte noch einmal angesehen habe nicht erkennen können, dass es eine weitere Straße gibt. Keine Ahnung wie die mit den Fahrzeugen dort hin gekommen sind. Evtl. direkt am Fluss entlang?!



Nun wurde es etwas zäh. Schon deutlich über 1000 Höhenmeter in den Beinen, der Po schmerzend von dem Weg im Wald und die Sonne auf mich hinunter brennend freute ich mich doch etwas auf bessere Untergründe.

Im Gegensatz zu den Tagen zuvor habe ich heute relativ häufig angehalten. Einerseits weil es wirklich sehr steil war, teilweise auch um den schönen Ausblick zu genießen. Und dann noch, um das zu tun, was ich seit Anfang der Tour vorhabe. In einer kurzen Pause die Füße in einen Gebirgsbach zu halten. Und genau das tat ich nun hier, nachdem ich schon Stunden neben diesem Fluss, der immer schmaler wurde, gefahren war. Es tat gut aber das Wasser war so unglaublich kalt, dass es weh tat.

Der Weg verengte sich von zuvor noch 2 Spuren auf Pfadbreite. Dieser war allerdings zu meiner Überraschung recht gut fahrbar. Einige Meter musste ich schieben, weil die Steine für die Steigung einfach zu locker waren, ansonsten konnte man – wenn auch seeeehr langsam und ständig balancierend – fahren. Die Reifen fanden auf den, auf Grund offenbar hohen Eisengehalts, rostbraunen Felsen guten Halt.



Auf dem Wahoo hatte ich schon gesehen, dass es ein kurzes Stück bergab geht bevor es auf die Passhöhe hinaufgeht. So rumpelte ich einen ähnlichen Weg, den ich hinauf gefahren war wieder ein Stück hinab und stellte zu meiner großen Freude fest:



Es war eine Straße, die mich die restlichen 400 Höhenmeter hinaufbringen würden. Jetzt kann man sagen, dass das für eine Mountainbike-Tour langweilig ist aber mich reichte es für heute mit diesen steilen und unbefestigten Wegen. Zu diesem Zeitpunkt war ich über 4 Stunden nur bergauf unterwegs – die Pausen nicht einmal mitgerechnet. Die Straße war recht stark von Motorradfahrern befahren, jedoch auf dieser Seite breit genug, um sicher fahren zu können.



Nach 5 Stunden Fahrt bergauf – und damit deutlich länger als ich erwartet hatte – war der Passo Gavia erreicht. Mein Wahoo sagte 2626 m, auf den Schildern war es noch etwas mehr.




Auch wenn es immer etwas schade ist die im Gelände erarbeiteten Höhenmeter auf der Straße wieder zu vernichten, war ich ganz froh auf einigermaßen glattem Untergrund ins Tal rollen zu können. Hätte ich jetzt 1300 Tiefenmeter auf kleinen Trails fahren müssen, hätte es wahrscheinlich Stunden gedauert. Ins Tal „rollen“ ist jedoch auch etwas untertrieben. Ich zischte ins Tal so steil ging es hinab, dass ich Mühe hatte das Rad zu verlangsamen ohne die Bremsen zu überhitzen.



Und dann kam ein überraschender und eher unangenehmer Moment in der Form eines Tunnels.



Es schaut nicht nur auf dem Foto zu aus – es war auch in Wirklichkeit zu dunkel (das Foto ist nach der Durchfahrt aufgenommen). Von oben kommend dachte ich, dass es nur ein ganz kurzer Tunnel ist, tatsächlich war er mehrere hundert Meter lang und nach der Einfahrt gebogen und völlig unbeleuchtet. Mit der Sonnenbrille als Windschutz war es so dunkel, dass ich Mühe hatte irgendetwas zu erkennen. Lediglich links und rechts angebrachte Reflektoren wiesen mir die Richtung. Ich bin in den letzten Jahren auf meinen Touren durch einige Tunnel gefahren – aber ein so dunkler war nie dabei. Nach einer lang gezogenen Kurve, die der Tunnel machte, wurde es wieder gerade und ich konnte zumindest in der Fern Licht erkennen und bin einfach auf diese zu gefahren, in der Hoffnung, dass nichts am Boden liegt oder der Tunnel doch nicht ganz gerade ist. Anhalten oder sehr langsam fahren wäre auch kein guter Plan gewesen, weil ich weder wollte, dass mir jemand entgegenkommt, noch dass jemand von hinten kommt. Ich hätte sogar ein Licht im Rucksack gehabt – es hat nur von oben so harmlos ausgesehen, dass ich es nicht montiert hatte.
Deswegen an der Stelle die Warnung – es ist echt dunkel – besser ein Licht mitnehmen/montieren – zumal der Tunnel recht eng ist.

Danach folgte eine wirklich lange Abfahrt auf der Straße. Eine Zeit lang macht es ja Spaß aber das war schon zu lang. Kilometer schoss ich ins Tal bis Pezzo. Pezzo wäre – wie ich gestern geschrieben habe – das eigentliche Etappenziel aber da es keine Unterkünfte mehr gab, hatte ich in Ponte di Legno gebucht. Also ging es noch ein paar zusätzliche Meter hinab, die morgen früh wieder hinauffahren kann. Da ich den Weg, den ich eigentlich hinunter fahren sollte einfach nicht finden konnte, ging es alternativ einen steilen Pfad hinab bis zu meiner Unterkunft.


Der Rest der Bilder findet sich wie immer in der Galerie.


Hier die Tour von heute:

Etappenlänge: 52,9 km
Höhenmeter aufwärts: 2.280 m
Höhenmeter abwärts: 1.680 m
Höchster Punkt: 2.670 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 9,5 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 65,1 km/h
Fahrzeit: 5:35
Trittfrequenz durchschnittlich: 48 upm

Kilometer gesamt: 355 km
Höhenmeter gesamt: 9.990 m
Fahrzeit gesamt: 30:00




Morgen folgt dann bereits die vorletzte Etappe nach Madonna di Campiglio. Mit 2.430 Höhenmetern bergauf bei einer Streckenlänge von 67 km noch einmal eine sehr anspruchsvolle Etappe. Ich werde dabei von hier weg (rd. 1300 m hoch gelegen) wieder auf 2.600 Meter hinauffahren. Verglichen mit heute sind die 1.300 Höhenmeter am Stück ja fast schon einfach – allerdings auf nur ca. 15 km verteilt, was durchschnittlich fast 10% Steigung bedeutet. Der Straßenanteil wird wieder geringer sein und der 2. Anstieg erst recht gegen Ende (nach 50 km) – also alles in allem noch einmal wirklich Arbeit bevor es auf die letztes Etappe geht.









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen