Dienstag, 4. Juli 2017

3. Etappe: Ischgl - Tschierv

Endlich einmal Wetter, dass ich sonst bei meinen Reisen habe. Strahlend blauer Himmel und keine Wolken zu sehen. Etwas später als sonst startete ich um kurz nach 9, da es erst ab 8 Frühstück gab. An dieser Stelle eine Hotelempfehlung für Ischgl weil ich wirklich total zufrieden war. Ich habe im Hotel Yscala (www.yscla.at) übernachtet. Ohne Aufpreis hat man mir ein riesiges Zimmer gegeben, das sogar einen elektrisch betriebenen Kamin hatte – wozu auch immer man den braucht. Außerdem bietet man für Radfahrer einen kostenlosen Wäscheservice an. So konnte ich meine Schmutzwäsche der ersten beiden Etappen abgeben und als ich um 21 Uhr vom Abendessen zurückkam, war bereits alles gewaschen und lag zusammen gelegt auf dem Bett. Für das Rad wird im Sommer der Skiraum verwendet und das Personal aus überaus freundlich. Allerdings merkt man doch, dass gerade in Ischgl nicht wirklich Saison ist. 

Als ich gestern Abend durch den Ort gewandert bin war sicherlich die Hälfte – wenn nicht mehr – der Hotels, Geschäfte und Restaurant mit dem Hinweis „Wir sind Ende November wieder für Sie da“ geschlossen. Alles, was geöffnet ist, hat sich auf Radler spezialisiert.

Aber nun zu heute. Als ich gerade vom Hotel auf die Hauptstraße abbog traf ich einen Mountainbiker, den ich am ersten Tag von hinten fotografiert habe, weil es der erste war, den ich nach meinem Start in Garmisch gesehen habe. Er hat mich gleich wiedererkannt und wir haben und während der Fahrt kurz unterhalten. Er ist Bikeguide und hat am Sonntag eine neue Strecke ausprobiert – heute war er bereits wieder mit einer Gruppe unterwegs,
Gleich von Ischgl weg ging es eine elendig steile Straße hinauf.



Die Straße wurde später zu einer Schotterstraße, die mit zunehmender Höhe gröber und schmaler wurde.




Das Wetter war einfach traumhaft. Vor einer solche schönen Kulisse immer weiter hinauf zu fahren, hin und wieder durch eine Wasserdurchfahrt, rechts und links wieder die pelzigen Tiere und noch recht einsam mit nur ein paar anderen Radlern, die ich nach und nach einsammelte.

Quizfrage: Was sieht man auf diesem Foto?



Auflösung: Es ist eine EU Außengrenze! Nämlich die Grenze in die Schweiz. Nur gut, dass ich am Weg nach Garmisch am Sonntag 30 Minuten wegen der Grenzkontrollen zwischen Ö und D bei Salzburg warten musste. Im Hintergrund sieht man noch einen Mountainbiker, der den ganzen Weg hinauf im gleichen Abstand vor mir gefahren waren – erst kurz vor der Grenze hatte ich ihn eingeholt.



Auf dem Foto kann man schon ahnen was jetzt kam (ich war um Punkt 11 Uhr bereits auf knapp 2.300 Metern Höhe). Genau – wie gestern wurde es jetzt so steil, dass man das Rad zeitweise nur mehr tragen konnte, fahren ging nur mehr sehr selten weil es noch dazu recht schmal wurde. Wenn man weiß, dass die Passhöhe auf über 2.600 m Höhe lag gute Aussichten 😉. Nach einer Stunde Fußweg hatte ich die Passhöhe erreicht und im Gegensatz zu gestern wartete auf der anderen Seite keine Straße, sondern genauso wie es hinauf ging, ging es auf der anderen Seite wieder hinunter. 




Der Weg war sehr steinig und steil mit losem Geröll.
Mit ganz abgesenktem Sattel war es bis auf einzelne Absätze, die ich aus Angst um mein Kettenblatt lieber zu Fuß genommen habe, komplett fahrbar. Ich habe hiervon ein Video gemacht (während ich gefahren bin ist mir gar nicht aufgefallen wir oft ich stehen geblieben bin - aber mein Hände haben einfach so weh getan).









So sehr wie ich gestern eine anspruchsvollere Abfahrt vermisst habe so sehr verfluchte ich das Gerumpel jetzt. Mit einem Downhill Rad wäre es sicher sehr lustig gewesen – mit meinem 8,8 kg Rad mit 450g schweren Lite Skin Reifen war ich permanent in Sorge, dass mir ein Felsen meinen Reifen aufschlitzen könnte. Glücklicher Weise ging alles gut und rd. 700 Höhenmeter weiter unten wurde der Weg wieder gemütlicher. Hier ist erstmals wirklich Fahrtechnik nötig, um nicht hauptsächlich schieben zu müssen. Ich traf nun auf mehrere Mountainbike Gruppen (eine 2er Gruppe werde ich noch mehrmals treffen – zumal wir die gleiche Unterkunft haben), die wohl alle auf der Bodenalpe ein übernachtet hatten und somit einige hundert Höhenmeter Vorsprung hatten (dafür am Vortrag entsprechend mehr). Hier war es wie auf einer Fahrradautobahn. Die entgegen kommenden Wanderer kamen kaum weiter so viele Mountainbiker kam ihnen von oben entgegen.


Um etwas zusätzliche Höhenmeter zu sammeln hatte ich die Varianten, die für diese Etappe möglich sind mit eingebaut. An der Stelle leider ein Fehler. Ich musste über diese kleine Brücke, die doch recht stark schwankte, um dann auf der anderen Seite vom Fluss den Berg hinauf zu wandern. Immer wenn ich einen Weg einschlage, auf dem man keine Reifenabdrücke sieht, sollte ich misstrauisch werden. Diese Variante war leider ziemlich sinnlos. Nach einer Wanderung, das Rad schiebend durch einen Wald und allerlei Schlammlöcher stieß ich schlussendlich wieder auf einen schmaleren Schotterweg. Dieser ging recht steil wieder hinunter auf den Weg, vom die ich zuvor (bei der Brück) abgezweigt war. Diesen Teil würde ich nicht weiterempfehlen weil weder schön zu fahren, noch landschaftlich interessant.



Wieder zurück am dem Hauptweg ging es auf einem breiteren Schotterweg in Richtung Tal



Ich befürchtete schon nun auf diesem Weg bis ganz unten zu fahren als ich wieder auf einen kleinen Pfad abzweigte, der sodann sehr steil durch ein Waldstück hinab ging.




Nachdem mir langsam mein Wasser ausging war ich auf der Suche nach einer Wasserquelle.
Dieser traute ich dann aber doch nicht.




Ein Ort vor Scoul (wegessen wie es hier) gab es dann den ersten Supermarkt des heutigen Tages. Es war bereits kurz nach 14 Uhr und sehr viele Kilometer hatte ich heute noch nicht geschafft (ich bilde mir ein es waren erst 25 von knapp 70). Da ich am Weg zu Passhöhe längere Strecken nur mit 4 km/h gefahren war aber auch kein Wunder). Während der Mittagspause kamen von hinten wieder die Gruppen angefahren, die ich zuvor überholt hatte. Wobei ich fairerweise nicht deshalb so viele überhole, weil ich so viel schneller bin sondern vielmehr weil ich mehr oder weniger durch fahren (in diesem Fall ca. 5 Stunden bevor ich zum ersten Mal für mehr als Handschuhe anziehen oder ein Foto machen angehalten habe.



Vom Supermarkt weg ging es weiter hinab ins Tal nach Scoul. Hier traf ich die 2 von vorhin erneut.



Unmittelbar nach Scoul ging es wieder eine recht steile Straße hinauf. Nicht ganz so steil wie von Ischgl in der Früh aber nachdem jetzt die Sonne doch recht kräftig schien fast anstrengender als in der Früh. Aus Asphalt wurde irgendwann wieder Schotter. Und jetzt zog es sich. Es wurde eher flacher aber ging nicht enden wollend weiter hinauf.



So langsam machte mir das Wetter etwas Sorgen dann an den Bergspitzen sah ich immer wieder graue Wolken hervor scheinen. Und wenn ich etwas nicht gebrauchen konnte dann war es ein Gewitter, wenn ich oben am Berg bin. Auf den Fotos sieht man schon wie dunkel es zwischenzeitig wurde. Auch kamen nun ganz vereinzelt Regentropfen hinzu. Auf 2200 m Höhe war es ohne Sonne dann auch schon recht kühl (unter 15 Grad).



Angenehm war dieses Mal, dass man bis zu Passhöhe fahren konnte und das Rad nicht wieder tragen/schieben musste. Auf der anderen Seite dann genauso. Die Abfahrt war schon fast du glatt – als ob jemand die Steine von Weg geräumt hätte.

Aber so jetzt ins Tal zu fahren wäre ja zu langweilig gewesen. Ich hatte heute eine 2. Variante mit eingebaut weil dies eine Trail Abfahrt sein sollte. Nur tat ich mich schon schwer überhaupt einen Weg auszumachen.




Als ich dann genau der Linie hinterher fuhr, die mir mein Navi zeigte, fuhr ich in Wirklichkeit in einem Flussbett. Diese ging jedoch recht gut und wenig später tauchte wirklich ein Weg auf. Dieser wurde irgendwann jedoch sehr steil. Diese Variante würde ich auch nur empfehlen, wenn man wirklich sehr sicher auf steilen Abfahrten ist.

Um 18 Uhr erreichte ich dann meine Unterkunft. Und hier wurde mein Rad ohne, dass ich nachfragte bevor es für die Nacht eingelagert wurde gewaschen. Sehr nett – vor allem weil es heute doch teils sehr schlammig war und das Rad entsprechend aussah.

Beim Essen traf ich die beiden dann auch wieder. Wir haben die gleiche Route vor und werden uns wahrscheinlich in den nächsten Tagen noch ein paar Mal auf der Strecke sehen.

Der Rest der Bilder findet sich wie immer in der Galerie.


Hier die Tour von heute:

Etappenlänge: 69,8 km
Höhenmetern aufwärts: 2.650 m
Höhenmetern abwärts: 2.340 m
Höchster Punkt: 2.608 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 9,3 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 51,9 km/h
Fahrzeit: 7:30 (das ist immer die reine Zeit, die ich auf dem Rad sitze - unterwegs bin ich noch länger)
Trittfrequenz durchschnittlich: 46 upm (wird immer weniger - am Ende trete ich wahrscheinlich überhaupt nicht mehr)


Kilometer gesamt: 221 km

Höhenmeter gesamt: 5.850 m
Fahrzeit gesamt: 17:45





Morgen geht es weiter nach Italien und ich werde in Grosio übernachten. Höhenmeter werde es wieder etwas weniger sein, dafür 10 Kilometer mehr Strecke. Vom Profil her ganz anders als heute. 3 Anstiege und in der Mitte eine recht lange Fahrt auf einer Hochebene. Ich bin gespannt wie es weiter geht.




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