Freitag, 7. Juli 2017

6. Etappe: Ponte di Legno - Madonna di Campiglio

Gestern habe ich einmal nichts zum Wetter geschrieben. Daher heute mal wieder: Als ich gestartet bin schien die Sonne.
Von gestern wusste ich ja bereits, dass ich wieder rd. 300 Höhenmeter nach Pezzo hinauffahren musste bevor die eigentlich Etappe los ging. In Pezzo angekommen ging es weiter hinauf auf einer recht schmalen aber überraschender Weise sehr stark befahrenen Straße. Andauernd kamen Autos von hinten gefahren und überholten mich. Wenig später wurde klar warum – es folgte ein großer Parkplatz von dem man hier scheinbar Wanderungen startet oder sich ein historisches Bergdorf ansieht.



Von nun an wurde aus der Straße ein Schotterweg, der in Serpentinen – mal gemäßigt, mal sehr steil – weiter hinaufführte.




Ich wollte heute einmal probieren, ob ich von 1300 m Höhe auf 2650 m fahren könnte, ohne zwischendurch eine Pause zu machen. Also holte ich nach und nach die vor mir gestarteten Radler ein, die zwischendurch immer stehen blieben – sicherlich um die Aussicht zu genießen.

Wie schon die Tage zuvor kamen immer nur dann Hütten, wenn es mir nicht so gut passte. So auch heute. Auf ca. 2.400 m gab es eine Hütte, die wirklich nett aussah. Aber erstens wollte ich ja ohne Pause hinauf und zweitens war es erst kurz vor 12 als ich dort vorbeikam. Also wieder weiter und die letzten 250 Höhenmeter ein Angriff nehmen. Hier ging es aber nur mehr sehr kurz mit Fahren, danach war wieder nur Radwandern möglich. Es wurde zu locker und dabei zu steil, um zu fahren.
Die letzten Meter waren dann so steil, dass ich immer stehen blieb, das Rad eine Armlänge nach oben schob, die Bremsen zog und einen Schritt nach oben machte.



Ich zumindest spüre auf der Höhe dann auch, dass die Luft weniger Sauerstoff enthält dann plötzlich komme ich beim Gehen außer Atem. Aber immerhin hatte der Plan funktioniert ohne Pause ganz hinauf zu gehen.
Auf diesem Sattel waren noch Spuren des ersten Weltkrieges sichtbar.





Während ich nun meine Pause machte, erreichte eine Gruppe von 5 Mountainbikern, die ich beim Vorbeifahren an der Hütte schon gesehen hatte auch die Passhöhe. Da sie mit vollgefederten, deutlich massiveren Rädern unterwegs waren wollte ich sie bergab vorlassen. Nur kurzer Verhandlung einigten wir uns, dass ich hin der Mitte fahre, weil 2 von ihnen angaben sehr langsam zu fahren.

Ich habe es bisher nicht erwähnt aber bisher waren alle Alpenüberquerer, die ich getroffen habe Deutsche. Für andere Nationalitäten scheint das Überqueren der Alpen mit dem Mountainbike nicht sehr reizvoll zu sein.

Hier 4 Videos von der Abfahrt - um ein wenig ein Gefühl zu haben wie die Abfahrten aussehen:



@ Video 1: Der vor mir fahrende hat seine Karte verloren - nur falls sich jemand fragt was ich ihm vor dem Überholen gebe.




Man wird es auf den Videos ohnehin sehen aber: Auch die 3 vorderen waren trotz besser geeigneter Technik deutlich langsamer unterwegs als ich es erwartet hatten. Nach ein paar hundert Metern bin ich dann an denen vorbei und ab dann alleine ins Tal.

Die Abfahrt war so ähnlich wie vom Fimberpass. Erst noch recht flüssig fahrbar wurde es immer steiler und steiniger.

Da ich vorgestern meine Abfahrtstechnik nicht genau genug beschrieben habe und mir jemand (zum ersten Mal überhaupt seitdem ich Blogs schreibe) einen Kommentar hinterlassen hat (jetzt steigen wahrscheinlich die Klickzahlen der 4. Etappe, weil alle den Kommentar lesen wollen) und sich um die Oberfläche des Weges gesorgt hat, hier eine genauere Beschreibung:

Mit abgesenktem Sattel fuhr ich weiter hinunter – über größere Felsen, immer höher werdende Absätze, teilweise quer fließende Bäche kreuzend, manchmal auch direkt im Bachbett, wenn sich das Wasser auf dem Weg den Weg gesucht hat. Hierbei kam es vor, dass das Hinterrad zeitweise blockierte, da das Gefälle zu steil war, dass die Reifen noch genug Halt gefunden hätten. Meines Erachtens nach wurde die Oberfläche des Weges dabei jedoch nicht beeinträchtigt. Jedenfalls nicht mehr als es durch natürliche Erosion oder die hier lebende Kühe auch passiert wäre. Also von daher alles gut. Ich werde den Post von vorgestern noch ergänzen damit nicht noch andere sich sorgen müssen.
Fotos habe ich auf der Abfahrt nicht so viele gemacht, da die Kamera mitgelaufen ist. Mit den Videos kann man sich von meiner hervorragenden, untergrundschonenden Fahrtechnik überzeugen 😉 .
Hier zwei Fotos von weiter unten – wie immer sieht man nicht wirklich, dass es steil ist… war es aber.






Die Abfahrt war elendig lang. Mit taten schon die Finger und vor allem die Füße weh so wurde ich durchgerüttelt. Dabei war alles trocken als ich gefahren bin. Ich möchte nicht wissen wie diese Abfahrt fahrbar ist, wenn es nass ist auf den Steinen. Das ist jetzt überhaupt als Einschränkung zu verstehen, wenn ich immer schreibe, dass es alles nicht so dramatisch ist. Ich habe mit dem Wetter wahrscheinlich bisher mehr Glück gehabt als die meisten anderen, die eine Transalp machen.

Das fällt mir jetzt ein weil es nach der felsigen Passage in den Wald ging und hier war es – obwohl es zumindest heute nicht geregnet hatte und sonst alles trocken war, total schlammig.
Es sah ein wenig so aus als hätte man die Steine vom Weg genommen und vergessen, dass es dann schlammig werden würde.



Nach dem Foto wurde es noch ärger – ich war nur zu faul für ein Foto wieder anzuhalten.
Ich erreichte nach dem Wald den See, den man schon auf einem Foto zuvor erkennen konnte.



An diesem ging es ein Stück entlang, dann über die Staumauer auf die andere Seite und dann auf der Straße weiter ins Tal. Ich muss nicht sagen, dass ich mich über die Straße gefreut habe (besonders Hände und Füße).

Etwas weiter unten machte ich dann zum ersten Mal eine Mittagspause, die ich mir immer vorgenommen hatte.

Danach ging es auf einer Fahrradautobahn durch das Tal. Dann leichtem Gefälle kamen jetzt endlich ein paar Kilometer dazu. Durch erst die steile Auffahrt und dann die steile Abfahrt hatte ich um 13:30 nämlich noch nicht sehr viele Kilometer zusammen.



Wie schon manches Mal machte mir das Wetter wieder etwas Sorgen. Es war zwar Sonne den ganzen Tag angesagt aber in den Alpen weiß man nie.



Und genauso wie es aussah, kam es auch.
Erst nur wenige große Tropfen, die mich veranlassen mir meine und dem Rucksack seine Regenjacke anzuziehen. Noch hatte ich die Hoffnung das alleine könnte den Regen verschrecken. Immerhin trage ich die Regenjacke jeden Tag mit mir ohne, dass es regnet.
Heute hat es nicht funktioniert.




Und genau als es wieder bergauf ging begann der Regen immer stärker zu werden. Im Wald angekommen wurde es dann so stark, dass ich mich kurz unter einem regendicht wirkenden Nadelbaum unterstellte. Hier noch mal ein Lob für meine Regenjacke – die es echt absolut dicht und die Kapuze so groß, dass sie über den Helm passt.




Es dauert zum Glück nicht sehr lang bis der Regen (eigentlich war es sogar ein Gewitter – bei mir kam zum Glück aber nur der Regen an – der Donner war zwar laut aber eher in der Ferne) wieder nachließ und die Sonne herauskam.
Die Jacke hat übrigens noch ein tolles Feature, das allerdings wohl eigentlich nicht so gedacht ist. Zur Belüftung sind im Bereich der Oberarme lange Reisverschlüsse. Ich kann meinen Ellenbogen so heraus fädeln, dass ich die Jacke wie eine Regenweste verwende. Von vorne muss das sehr komisch aussehen, weil ich die Ärmel - damit sie nicht herum baumeln - aneinander klette. Ich befürchte, dass es so aussieht als wenn jemand auf meinem Rücken sitzen würde und sich an mir festhält.

Was nun kam war nicht mehr sehr spektakulär. Ein recht langweiliger Schotterweg, der genauso aussah wie die, die ich um Wien herum immer fahren. Schlussendlich zog es sich bis nach 17 Uhr bis ich den 2. „Gipfel“ für heute erreicht hatte und danach (auf einer Skipiste [man sieht sogar die Schneekanonen]) hinunter nach Madonna di Campliglio fuhr.




Konditionell kam es mir heute leichter vor als gestern, obwohl es weniger Höhenmeter und weniger Kilometer waren. Trotzdem tut mir mittlerweile schon am Nachmittag ordentlich der Po weh.

Der Rest der Bilder findet sich wie immer in der Galerie.


Hier die Tour von heute:

Etappenlänge: 67,8 km
Höhenmeter aufwärts: 2.360 m
Höhenmeter abwärts: 2.140 m
Höchster Punkt: 2.660 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 10,5 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 64,5 km/h
Fahrzeit: 6:25
Trittfrequenz durchschnittlich: 48 upm

Kilometer gesamt: 423 km
Höhenmeter gesamt: 12.350 m
Fahrzeit gesamt: 36:25




Weil ich es mir gerade erstmalig angesehen habe. Ich bin begeistert wie viele Aufrufe mein Blog bereits hat.
Nach 5 Etappen waren es schon mehr als 1000 Seitenaufrufen. Nur wer bitte aus Indien oder der Ukraine liest meinen Blog?



Vorschau auf morgen:

Jetzt ist es schon so weit. Die letzte Etappe steht an. Von Madonna di Campiglio geht es nach Riva am Gardasee, wo ich mein Hotel gebucht habe und am Sonntag um 7:30 mit einem Shuttle wieder nach Garmisch fahren werden.
Da es auf der Standardroute nur 1200 Höhenmeter gewesen wären, traue ich mich – in der Hoffnung, dass ich nicht wieder nur schieben muss – noch einmal an eine Variante heran. So werden es morgen auf 69,4 Kilometer 1.560 Höhenmeter. Mal schauen wie viel es morgen ist, wenn ich ankommen. Ich verfehle die 500 km so wie es aussieht um 7,8 Kilometer, die 14.000 Höhenmeter um 90 Meter. Ich glaube da fahre ich noch kurz nach Nago hinauf damit die Zahlen etwas runder werden, wenn es sich zeitlich ausgeht.
Da ich morgen 3000 Meter hinab fahren werde, (der Gardasee liegt auf nur 70 m) wird es voraussichtlich morgen nicht so lang dauern.






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